Deutschlandpokal 2006

20 Jahre SG Stern Gaggenau

von Olaf Giel & Dirk Fuhrmann, Oktober 2006

Was für ein Wochenende: Strahlender Sonnenschein; Deutschland gewinnt gegen Argentinien und erreicht das Halbfinale; wir werden Mannschaftsmeister im Schach und belegen den 2. und 3. Platz im Einzelwettbewerb.

Aber nun von Anfang an! Die Gesprächsthemen auf dem Weg nach Gaggenau drehten sich natürlich um die Fußballweltmeisterschaft und ob wir es rechzeitig schaffen würden, pünktlich im Hotel bzw. in der Sportgaststätte zu sein, um den Anstoß um 17:00 Uhr nicht zu verpassen! Nach 7½ Stunden Fahrt waren wir endlich angekommen, bezogen unser Hotelzimmer und machten uns zu Fuß auf den Weg zur Sportgaststätte, wo schon Schachfreunde aus Gaggenau auf uns warteten.

Herwald, Mitglied bei SG Stern Gaggenau und Besitzer des ultimativen Deutschland-Fan-Autos, war so freundlich uns unterwegs aufzulesen. Bis Dato hatten wir noch kein Fahrzeug gesehen, das mehr Schals, Fahnen und andere Fanartikel mit sich führte. Der Beginn eines gelungenen Abends, der mit dem Sieg im Elfmeterschießen über Argentinien gipfelte, und mit einer kleinen, spontanen Feier endete.

Zur gleichen Zeit fand übrigens in der Sportgaststätte eine "goldene Hochzeit" statt. Ab 17:00 Uhr war es recht amüsant zu beobachten, wie die männlichen Gratulanten nach und nach in Übertragungsraum wechselten - da sag noch mal einer Sport verbindet nicht. Einen guten Rat noch auf den Weg; schaut niemals Fußball mit Ewald Wellmann - da kriegt man schnell einen Nervenzusammenbruch!!! Loriot auf der Pferderennbahn ist dagegen eine Koryphäe. Ich habe Mitte der ersten Halbzeit meinen Standort gewechselt!

Am Samstag stand als erstes das 4er-Mannschaftsturnier auf dem Programm, in dem jeder Spieler für die Gesamte Partie 15 Minuten Bedenkzeit hat. Kein leichtes Unterfangen. Die 1. Runde verlief nicht ganz zu unserer Zufriedenheit, vielleicht lag es auch an dem Vorabend. Wir mussten uns mit einem hart erkämpften 2 zu 2 gegen Mannheim 2 begnügen. Ewald am 4. Brett hätte uns zum Sieg führen können; leider fiel in einer Gewinnstellung seine Platte, das heißt, die 15 Minuten waren abgelaufen bevor er seinen Gegner matt setzen konnte.

Nachdem wir die 2. und 3. Runde gewonnen hatten ging es nun gegen den Mitfavoriten Mannheim 1. Wir lagen schnell 2:0 in Führung, aber um den Turniersieg zu erringen, mussten wir gewinnen. Trotz dieses Vorsprungs sah es aber eher nach einem Unentschieden als nach einem Sieg aus. Axel und Ewald standen in ihren Partien klar auf Verlust. Axel konnte jedoch seinen Gegner in Zeitnot matt setzen und wir triumphierten überraschend mit 3:1. Nun lagen wir mit 7:1 Punkten vor Mannheim 1 (6:2) und Stuttgart 1(6:2). Aufgrund der Brettpunkte (ähnlich wie beim Fußball das Torverhältnis), mussten wir auch die 5. und letzte Runde gewinnen, um sicher Gesamtsieger zu werden.

Dirk an Brett 1 verlor seine einzige Partie in dem Turnier, Axel glich zum 1:1 aus und Olaf stand auf Gewinn. Dieser Umstand veranlasste Ewald nach Rücksprache mit Axel ein Remis anzunehmen. Leider stellte Olaf seinen "Gewinn-Bauern" ein und es deutete ebenfalls alles auf ein Remis hin - dies wäre gleichbedeutend mit dem 2. Platz in der Gesamtwertung. Ein Endspiel ohne Bauern; Olaf hatte lediglich einen Turm und König während sein Gegner nur noch den blanken Läufer und König besaß! Dies ist eine theoretische Remisstellung. Aber wie bekanntlich jeder weiß: "grau ist alle Theorie". Olafs Gegner machte zum unserem Glück einen groben Schnitzer und verlor die Partie. Somit holten wir für die SG Stern Bremen zum 2. Mal in der Geschichte den Deutschlandpokal.

Im Blitzschach, jeder Spieler hat jetzt nur noch 5 Minuten Bedenkzeit für die Gesamte Partie, konnten wir den 2. (Dirk - 9,5 Punkte aus 11 Partien) und 3. (Olaf - 8 Punkte) Platz belegen. Wobei unser "Superstar" Dirk als einziger Teilnehmer den Fide-Meister (FM) und Bundesligaspieler Ralf Müller aus Stuttgart eine Niederlage beibrachte. FM Müller belegte den 1. Platz mit 10 Punkten aus 11 Partien. Er verlor in den beiden oben beschriebenen Turnieren nur eine Partie und hat ansonsten alles gewonnen. So gab es bei der Siegerehrung zwei Einzel- und einen Mannschaftspokal.

Da die SG Stern Gaggenau gleichzeitig ihr 20-jähriges Bestehen feierte, wurden die Konzernmeisterschaften im Angeln, Tischtennis und Fußball ebenfalls ausgetragen. Die Abendveranstaltung in der Merkurhalle mit großem Buffet und Rahmenprogramm war mehr als gelungen. An dieser Stelle ein großes Lob an den Ausrichter, der immerhin an diesem Abend ca. 600 Sportler, teilweise in Begleitung, zu versorgen hatte. Rein zufällig befand sich im Foyer der Halle eine Großbildleinwand, auf der wir das Ausscheiden der nervenschwachen Engländer und der pomadigen Spieler aus Brasilien live verfolgen konnten. Anschließend wurde, wie auch schon am Vorabend kräftig mit allen Beteiligten gefeiert.

Als wir des Nachts in unser Hotel zurückkehrten und müde ins Bett fielen, musste unser Olaf (in Fachkreisen auch Elton genannt) eine kleine Nachtschicht einlegen. Beim hinlegen sprangen aufgrund der enormen Körpermasse doch tatsächlich 3 Latten aus dem Rost, so dass eine handwerkliche Betätigung von Nöten war, um nicht mit Dirk in einem Bett schlafen zu müssen. Als wir am Sonntag um 16 Uhr 30 in Bremen ankamen, konnten wir auf ein gelungenes Wochenende zurückblicken!!!