Deutschlandpokal - Ein Rückblick von 1989 bis 1994

Damals in Mannheim

Wer erinnert sich nicht an Mannheim, damals, am 22. April 1989? War das nicht ein herrlich chaotisches Turnier? Blickten wir uns nicht alle dumm an, als die Paarungen der ersten Runde ohne Tischnummer vorgelesen wurden? Konnten wir uns nicht herrlich mit unseren Gegnern darüber freuen, dass der eine bereits das dritte Mal hintereinander die weißen, der andere eben so oft die schwarzen Klötzchen schieben durfte?

Aber sind wir einmal ehrlich: Ohne diese kleinen Missgeschicke würde sich doch heute kaum einer an dieses Turnier erinnern. Und erst jetzt, bei unserem Versuch, den Deutschlandpokal auszurichten, hörte ich :"Erinnerst Du Dich noch an das Turnier in Mannheim, da wo nichts geklappt hat?" Selbstverständlich erinnerte ich mich - mit Wehmut! Wissen Sie noch, wer da gewann? Im Mannschaftsturnier hieß der Einlauf MTU München vor Dornier München und Mannheim, Gaggenau belegte die Plätze 8 und 11 und von den Stuttgartern hörte man noch nicht viel. Es nahmen übrigens 18 Mannschaften teil. Im Einzelblitzturnier (mit Vor- und Endrunde gespielt) brillierten wir Gaggenauer mit Platz eins für Joachim Dressler und Platz drei für Reinald Kloska. Dazwischen Thomas Rundé, den ich damals kennen und schätzen lernte und mit dem ich seitdem in privatem Kontakt stehe. Überhaupt, die Berliner! Man kann eigentlich guten Gewissens behaupten, dass das Turnier in Mannheim die Geburtsstunde der Berlin-Gaggenau-Connection ist. Das Mannheimer Turnier war trotz und wegen seiner Unzulänglichkeiten spitze.

Am 17. März 1990 trafen wir uns in Stuttgart unter Herrn Ordu's Fittichen wieder. Was fällt als erstes ein? Ja, stimmt, im Einzelblitzturnier versagte das Programm und es wurden Vorgruppen gebildet. In einer dieser Vorgruppen mussten Joachim Dressler und Thomas Rundé gemeinsam antreten, das hätte auch nicht passieren dürfen. Doch das war schon alles Rügenswerte ... halt, das Bier ging aus! Und wir Gaggenauer spielten ein mieses Mannschaftsturnier, was sich in Rang 7 und 16 niederschlug. Es gewann erstmals Stuttgart vor MTU München und Dornier Friedrichshafen. Im Einzelblitzturnier siegte mit Carstens ebenfalls ein Stuttgarter, der seitdem eigentlich immer unter den drei bestplatzierten zu finden ist. Aber erst ein gewonnener Stichkampf gegen Reinald Kloska, erlaubten ihm den Griff zu den Lorbeeren. Thomas Rundé belegte punktgleich mit Florjancic Rang drei.

Kassel 1991! In der Gaggenauer Sparte Schach braucht bloß das Wort Kassel fallen und sofort beginnen die damaligen Teilnehmer in Erinnerungen zu schwelgen. Im 250 D mit 8 Sitzplätzen schlichen wir in frühesten Morgenstunden von Parkplatz zu Parkplatz (Zigaretten-, Essen- und Pinkelpausen). Um 7:00 Uhr waren wir im Hotel angekommen und die Dame am Empfang war bereits die Reise wert. Telefongespräche konnte sie nicht vermitteln, Bier zapfen um diese Uhrzeit ebenfalls nicht und Getränkepreise waren für sie ein Fremdwort. Auch wusste sie nichts von einer Reservierung - das Turnier konnte nur noch ein voller Erfolg werden. Ich glaube, gegen 11:00 Uhr sorgten einige, die zu jeder Runde ans Brett getragen wurden, dafür, dass das Bier alle war. Stuttgart gewann übrigens vor Heilbronn und Berlin, wir Gaggenauer klopften mit dem 4. Platz ein wenig an die Tür der Großen und unsere Zweite wurde schon wieder nicht letzter, sondern 15. Es scheint immer eine Sindelfinger Mannschaft zu geben, die unsere Zweite rettet. Im Einzelturnier wurden die Stuttgarter von Thomas Rundé aus Berlin auf die Plätze verwiesen. Den zweiten Rang belegte Born vor Carstens. Bester Gaggenauer, na wer wohl? Ätsch, falsch geraten, es war Kai Götzmann auf Platz 5 (aber Reinald direkt und punktgleich dahinter auf 6). Ja, Herr Herzog, vielen Dank für dieses Turnier, und die Feier im Hotel zusammen mit den Berlinern ... mehr verraten wir nicht, außer vielleicht, dass Thomas Rundé weiß, wann er genug (Bier) hat.

Was war in Stuttgart am 12. September 1992 los? Das bisher übelste Konzernturnier! Zumindest aus Gaggenauer Sicht. Tausende von Sportlern trafen sich in einer unüberschaubaren Mammutveranstaltung zu ..., ja wozu eigentlich? Die Turnierorganisation war zu gut. Keine Fehler, kein Bier (so konnte es gar nicht erst ausgehen), kaum Pausen, wir kamen uns vor wie gehetztes Vieh. Beim Mittagessen (das grauenhaft schmeckte) fehlten die Brötchen bzw. das Brot (und dass es für die Essenbons draußen Grillwürstchen gab, erzählte uns keiner). Und das ein Jahr nach Kassel! Nein, zu einem Konzernsportfest erscheinen wir nicht mehr. Es gewann sogar wer, ich glaube Stuttgart vor MTU München und Stuttgart 2. Gaggenau wurde 16. unter den 31 Mannschaften (immerhin hier ein Positivum). Dass dem Turnier jegliche Atmosphäre fehlte, sieht man auch an der Tatsache, dass im Einzelblitzturnier der beste Gaggenauer, Reinald Kloska, erst auf Platz 13 zu finden war. Es siegten die Stuttgarter Carstens, Born und Müller.

Am 18. September 1993 in Sindelfingen war es wieder beschaulicher. Das Bier war auch hier zwar alsbald alle und Cola oder Fanta light ist auch nicht unbedingt jedermanns Sache, aber schön war es doch. Super Organisation, guter Spielraum, freundliche Helfer und Organisatoren, selbst mitgebrachtes Bier (wir ahnten im Vorfeld, was ausgehen würde) wurde bereitwillig gekühlt, was will man mehr? Dass Stuttgart vor Stuttgart und DASA Ottobrunn siegte und Gaggenau als vierter einmal wieder anklopfte, braucht kaum erwähnt werden. Dass bei Sindelfingen ob der Organisationslasten die Spielstärke derart abnahm, dass sie selbst nur ein Team ins Rennen schicken konnten, war für unsere Zweite der Anfang vom Ende. Leute, den letzten Platz werden wir auf Jahre verteidigen!

Im Einzelblitz siegten so einige Stuttgarter (Josef Gheng vor Carstens und Ralf Müller), über den Sieg bei der Wertung "bester Nicht-Stuttgarter" durfte sich Reinald Kloska freuen (Rang 5). Es könnte spätestens jetzt vielleicht jemand auf den Gedanken kommen, der Schreiber hier, ja, der mag die Stuttgarter nicht! Weit gefehlt und im Gegenteil, denn sie verdienen ihre ersten, zweiten und dritten Plätze weil sie einfach besseres Schach als wir anderen spielen. Und da die Berliner nicht anwesend waren, dürfen die sich sowieso nicht äußern. Jedenfalls kämen wir gerne wieder nach Sindelfingen.

Und zu Gaggenau, Entschuldigung, Gernsbach-Lautenbach 1994 nur soviel: Es war geschmacklich das beste Essen, das wir bisher bei Konzernturnieren geboten bekamen und das Bier konnte nicht ausgehen. Alle weitere Kritik überlasse ich anderen, denn Turniere, die man selbst ausrichtet, können nie mit anderen Turnieren verglichen werden, zu denen man nur anreist. Was ich jedenfalls noch loswerden will ist, mich bei allen bisherigen Ausrichtern herzlich zu bedanken - denn seit neulich wissen wir um den Aufwand.

Wie sieht es denn im nächsten Jahr aus? Ist bereits ein Ausrichter bekannt? Bremen soll bekanntlicherweise eine Reise wert sein. Oder Berlin (Anm. d. Red.: Berlin hat - nach eigener Aussage - bereits ein Konzernturnier im Schach ausgerichtet. Von gut unterrichteten Greisen war zu erfahren, dass dies kurz nach dem letzten Jahrhundertwechsel ausgetragen wurde. Damals siegte wohl Rubinstein oder Tarrasch) wäre ebenfalls als Austragungsort nicht zu verachten. Wenn die schon nicht mehr gen Süden reisen wollen, so fahren wir alle in den Norden. Auch bei MTU in München oder bei den Dornioten, nee, den Dornianern, also bei Dornier könnte ich mir geeignete Räumlichkeiten für ein solches Turnier vorstellen. Also, ich bin gespannt, wer sich als Ausrichter finden wird. Ich befürchte jedoch für Herrn Ordu, den Stuttgarter Spartenleiter, dass er wahrscheinlich in den sauren Apfel beißen und kurzfristig die Ausrichtung übernehmen wird. Dann aber werden wir ihm ein Präsent aus Gaggenau mitbringen - das kann ich ihm heute schon versprechen.

"Der fidele Randspringer", November 1994