Sindelfingen - Stuttgarter Dominanz

18. September 1993

Gold und Silber gehen im Mannschaftsturnier an Stuttgart, im Einzelblitzturnier sieht es noch schlimmer für die anderen aus, denn hier belegen die Stuttgarter Rang 1 bis 4. Erstmals ist Josef Gheng mit von der Partie und er holt sich gleich den Blitztitel. Bester Nicht-Stuttgarter im Einzelblitzturnier auf Platz 5 ist mit Reinald Kloska (natürlich) ein Gaggenauer.

Endstand Mannschaftsturnier:

Endstand Mannschaft

Für Gaggenau I traten an (Brett 1 bis 4): Herwald Köhler (0,5 Punkte aus 6 Partien), Martin Pfenninger (1,5), Alois Galla (1), Herbert Krzestan (2)
Gaggenau II spielte mit (Brett 1 bis 4): Joachim Dressler (3 Punkte aus 6 Partien), Reinald Kloska (4,5), Kai Götzmann (2,5), Ralf Schubert (3)
Gaggenau II schrammte mit dem vierten Rang erneut knapp am Treppchen vorbei.

Einzelblitzturnier:

Aufgrund der vielen Teilnehmer ist die Tabelle des Einzelblitzturniers über folgende drei Links abzurufen:

Einzelblitzturnier, Platz 1 bis 26
Einzelblitzturnier, Platz 27 bis 52
Einzelblitzturnier, Platz 53 bis 58

Bester Gaggenauer im Einzelblitzturnier war Reinald Kloska auf Platz 5 mit 6,5 Punkten aus 9 Partien. Die weiteren Gaggenauer platzierten sich wie folgt: Platz 14: Kai Götzmann, 5,5 Punkte, Platz 23: Joachim Dressler, 5 Punkte, Platz 42: Ralf Schubert, 3,5 Punkte, Platz 48: Herbert Krzestan, 3 Punkte und Platz 56: Alois Galla, 2 Punkte

Der Bericht zum Turnier aus "Der fidele Randspringer", Ausgabe 11, September 1994:

Deutschlandpokal 1993

Was um alles in der Welt ist der Deutschlandpokal?

Außenstehende werden sicherlich denken, dass es sich hierbei um ein großes Turnier handeln muss, etwa ein bundesweites Pokalturnier. So weit entfernt ist er da nicht von der Realität, der Außenstehende. Doch trotzdem ist dies nur ein zweitrangiges Turnier, ausgerichtet von zweitrangigen Werken unseres Konzerns. Jedenfalls kann man zu dieser Meinung gelangen, da sich nur die Mammutveranstaltung in Stuttgart Konzernmeisterschaft nennen darf. Nichtsdestotrotz nehmen die meisten Schachspieler lieber an den kleinen, zweitrangigen Konzernmeisterschaft Entschuldigung, Deutschlandpokalen teil, als an der unüberschaubaren echten Konzernmeisterschaft in Stuttgart.

1993 im September jedenfalls, reisten acht Gaggenauer nach Sindelfingen, um die Ehre der Achsen, Getriebe und Unimogs zu ... Mist, jetzt fällt mir gerade kein sinnvolles Satzende ein. Aber egal! Nachdem der Turniersaal gefunden und unsere beiden Mannschaften angemeldet waren, konnte aus unserer Sicht das Turnier beginnen, und das tat es dann auch. Doch zuvor noch zwei Bemerkungen. Erstens war Berlin nicht anwesend (Pfui!), woraus sich zweitens ergibt, dass das Bier erst eine halbe Stunde später ausging als ursprünglich eingeplant. Doch wir hatten vorgesorgt (man lernt ja aus der Vergangenheit) und uns einen Vorrat mitgebracht.

Aber jetzt endlich zum Geschehen. Gaggenau 1 spielte in der Aufstellung Herwald Köhler, Martin Pfenninger, Alois Galla und Herbert Krzestan. Selbstverständlich war diese Aufstellung wie üblich ausgewürfelt - derjenige, der die höchste Zahl würfelt, muss an Brett 1 spielen. Wahrscheinlich wird die Bemerkung, Herwald solle es doch besser in der Sparte Würfeln versuchen, unwidersprochen bleiben. Jedenfalls wurde unserer Ersten DASA Ottobrunn 1 in der ersten Runde zugelost. Einzig Herbert verstand nicht, dass es im Schweizer System gut ist, die erste Runde zu verlieren, um dann von hinten das Feld aufzurollen (in Fachkreisen nennt man dies "Schweizer Gambit"). Somit also 1-3 und mit MTU München 2 wartete der nächste Gegner. Diesmal dachte Herbert an das Schweizer Gambit (zu spät!) und Herwald, nun, Herwald spielte bis Runde 5 ausschließlich jenes. Martin und Alois sorgten dennoch für ein 2-2 Unentschieden.

In der dritten Runde unterlag man knapp und unglücklich gegen DASA Schrobenhausen, wobei Herbert siegte (man erklärte ihm vor dieser Runde das Schweizer Gambit) und Martin ein Remis beisteuerte. Leider reichte dies nur zum 1,5:2,5. Immerhin war dies noch besser als die beiden folgenden 0:4 Niederlagen gegen DASA Ottobrunn 2 und Kassel 1. Die sechste und letzte Runde bescherte uns noch eine derbe Niederlage. Einzig Herwald gelang ein Remis, so dass Stuttgart 4 mit 3,5:0,5 die Oberhand behielt.

Nein, Stuttgart 4 ist kein Druckfehler, die haben so viele Leute. Ja, mit 1:11 Mannschaftspunkten und 5 Brettpunkten belegte unsere Erste den 16. Platz. Ja, der 16. war der letzte Platz. Aber lieber sechzehnter werden und Spaß haben, als erster sein und Stress verbreiten!

Unserer Zweiten in Starbesetzung erging es deutlich besser. Nicht ausgewürfelt, sondern der Spielstärke nach gesetzt, legten Joachim Dressler an Brett 1, Reinald Kloska am zweiten, Kai Götzmann am dritten und Ralf Schubert am vierten Brett ein famoses Turnier hin. Gleich zu Beginn fegten wir DASA Ottobrunn 2 mit 3,5:0,5 hinweg, um in Runde 2 das sogenannte verzögerte Schweizer Gambit einzulegen. Oben bereits genannte Fachkreise schätzen diese Variante um ein Vielfaches höher ein, als das einfache Schweizer Gambit. Und für diesen Coup kamen uns die Mannen von Stuttgarts Erster gerade recht - 0:4! MTU München 1 war zwar ein schwerer doch feiner Happen in der dritten Runde. Mit 2,5:1,5 konnten wir sie knapp in die Schranken weisen. Gegen die durch Turnierleitung usw, geschwächten Sindelfinger gelang uns ein verdientes 3:1. Somit hatten wir uns in der Spitzengruppe etabliert.

Dagegen hatten leider die Stuttgarter etwas, diesmal allerdings deren zweite Mannschaft. Sie besiegten uns denkbar knapp mit 2,5:1,5. Trotzdem konnten wir uns mit einem Sieg in der Schlussrunde gegen Mannheim den guten aber undankbaren vierten Platz sichern. Der dritte Rang wurde uns von den punktgleichen DASA Ottobrunn 1 aufgrund deren besserer Brettpunkte weggeschnappt - ungerechterweise, denn unsere Gegner waren deutlich stärker, als die der DASA-Leute.

Besonders erfreulich für mich war mein gutes Abschneiden im Mannschaftsturnier. Als bester Gaggenauer wurde Reinald Kloska mit 4,5 Punkten aus den sechs Spielen siebenter der Spielerstatistik, anders ausgedrückt: Unter den 66 Mitspielern erzielte er das siebtbeste Ergebnis. Ralf und Joachim landeten mit jeweils 3 erzielten Punkten auf den Rängen 27 und 28 der Spielerstatistik. Lediglich Kai blieb mit 2,5 Punkten unter seinen Möglichkeiten.

Nach der Mittagspause stand nun das Einzelblitzturnier an, bei welchem Martin und Herwald passten und für die übrigen Gaggenauer Betreuer spielten. Sie versorgten uns mit Informationen über den Turnierstand, gekühlten Getränken und den neuesten Schwänken vom Turnier. Leider kann ich hier nicht ausführlich über alle Gaggenauer berichten, da ich ja selbst am Turnier teilnahm, und somit keine Zeit hatte, mich um die Partien meiner Kollegen zu kümmern. Am besten wäre es, wenn jeder Einzelne über seinen Turnierverlauf schreiben würde - eine Anregung für das nächste Konzernturnier. Somit also in Kürze die Ergebnisse: Alois erzielte aus den neun Runden zwei Punkte, was ihm Rang 56 bescherte. Herbert, um einen Zähler besser, kroch an die 48. Stelle. Ralf, der einen sehr guten Tag erwischt hatte (ich habe ihn für sein hervorragendes Abschneiden im Mannschaftsturnier noch nicht gelobt), wurde mit 3,5 Punkten zweiundvierzigster.

Joachim hatte dagegen keinen Lauf. Wie mir berichtet wurde, überschritt er in meist besserer Stellung zu oft die Bedenkzeit. Dies zudem noch in einer Partie gegen Simona Gheng, die unseren Betreuern durch nicht gerade harmonisches Verhalten auffiel (nach einer verlorenen Partie fegte sie die Klötzchen derart vom Brett, dass diese unsanft dem Boden entgegenflogen). Mit 5 Punkten aus 9 Runden gewinnt man leider keinen Blumentopf, Joachim landete auf Rang 23. Kai mischte bis zur 6. Runde ganz vorne mit, ehe ihn zwei Niederlagen in Folge zurückwarfen. Dennoch erreichte er den 14. Platz mit 5,5 Punkten.

Tja, einer fehlt jetzt noch - na, wer? Richtig, Reinald Kloska! Und obwohl ich (Aha! Jetzt ist heraus, wer diesen Artikel verbrochen hat) mich hier im Bericht als letzten nenne, liegt dies nicht an meiner guten Kinderstube, vielmehr liegt es an meinem hervorragenden Spiel (es ist doch wahrlich immer schön, sich selbst loben zu können). Das ganze Turnier hindurch spielte ich an den Brettern 1 bis 4 (an denen bekanntlicherweise immer die Besten spielen), also unter den ersten acht Bestplazierten. Auch gelang es mir, endlich einmal nicht gegen den Stuttgarter Zweitligaspieler Carstens zu verlieren. Sogar mit meinem Spiel war ich zufrieden (keine Einsteller, keine Partie durch Zeitüberschreitung entschieden) und mit den erzielten 6,5 Punkten ebenso. Dass es nicht zu mehr als dem 5. Platz reichte, lag an drei abgegebenen Remisen und einer unnötigen Niederlage gegen den späteren Konzernmeister Joseph Gheng in der Schlussrunde.

Jedenfalls hat es uns in Sindelfingen gefallen, doch warten wir alle darauf, dass der Deutschlandpokal endlich einmal in Bremen ausgetragen wird - wir würden auch nach Südgrönland reisen, wo Bremen bekanntlicherweise liegt.