Stuttgart - Ein Konzernturnier

12. September 1992

Der Deutschlandpokal in Stuttgart war ein riesiges Sportspektakel, denn in fast allen Sportarten der SG Stern trafen sich die etwa 5000 Teilnehmer. Die Abschlussfeier am Abend fand in einem riesigen Festzelt statt. Auch schachlich gab es vorher und danach nie so viele Teilnehmer: 26 Mannschaften im Teamwettbewerb und 83 Spieler im Einzelblitzturnier! Dennoch, für uns Gaggenauer war das Turnier und die Feier danach schachlich und von der Stimmung her eher eines der schlechteren.

Endstand Mannschaftsturnier:

Endstand Mannschaft

Für Gaggenau traten an (Brett 1 bis 4): Reinald Kloska (2,5 Punkte aus 5 Partien), Kai Götzmann (4 aus 5), Werner Fritsch (2,5 aus 5), Ralf Schubert (1,5 aus 5), Herbert Krzestan (1 aus 4). Die fünf Spieler wechselten durch, Herbert Krzestan setzte zweimal aus, die anderen jeweils einmal.

Tabelle Einzelblitzturnier:

Aufgrund der vielen Teilnehmer ist die Tabelle des Einzelblitzturniers über folgende vier Links abzurufen:

Einzelblitzturnier, Platz 1 bis 26
Einzelblitzturnier, Platz 27 bis 52
Einzelblitzturnier, Platz 53 bis 78
Einzelblitzturnier, Platz 79 bis 84

Bester Gaggenauer im Einzelblitzturnier war Reinald Kloska mit 6 Punkten aus 9 Partien. Die weiteren Gaggenauer platzierten sich wie folgt: Platz 48: Herbert Krzestan, 4,5 Punkte, Platz 59: Kai Götzmann, 3,5 Punkte, Platz 68: Werner Fritsch, 3,5 Punkte und Platz 75: Ralf Schubert, 2,5 Punkte

Weitere, aus heutiger Sicht interessante Platzierungen:
3. Platz: Ralf Müller, Stuttgart, 7,5 Punkte
20. Platz: Franz Lohmüller, Mannheim, 5,5 Punkte
27. Platz: Udo Scharrer, Stuttgart, 5 Punkte
28. Platz: Axel Buhrdorf, Bremen, 5 Punkte
29. Platz: Karl-Heinz Mader, Mannheim, 5 Punkte
36. Platz: Olaf Giel, Bremen, 4,5 Punkte
66. Platz: Axel Brandt, Bremen, 3,5 Punkte

Und der Bericht aus "Der fidele Randspringer", Ausgabe 9, Oktober 1992:

Frohen Mutes machten sich 5 wackere Gaggenauer Schachkämpen auf nach Stuttgart, um die Serie der Gaggenauer Erfolge zu wahren. Wohlwissend, dass zwei unserer Stärksten urlaubsbedingt fehlten, rechneten wir doch damit, unter den ersten zehn im Ziel zu landen. Im Nachhinein ist man schlauer, bei der nächsten Konzernmeisterschaft herrscht Urlaubsverbot! Ohne Joachim Dressler und Rolf Gräfinger versuchten wir, mit der Aufstellung Reinald Kloska, Kai Götzmann, Werner Fritsch, Ralf Schubert und Herbert Krzestan, an den Vorjahreserfolg anzuknüpfen.

Die erste Runde bescherte uns gleich den amtierenden Konzernmeister Stuttgart 1. Ein prima Gegner, da wir sowieso Schweizer Gambit spielen wollten. Gesagt, getan, 4:0 für Stuttgart (Herbert pausierte). Damit war der Weg frei, gegen schwächere Gegner loszulegen. In Runde zwei übertrieben wir jedoch den Einsatz des Schweizer Gambits, so reichten 1,5 erzielte Punkte nicht, um auf die Siegerstraße zu gelangen. Diese Niederlage bescherte uns für die dritte Runde einen Platz am letzten Tisch. Das konnten wir uns natürlich nicht gefallen lassen, unsere Wut bekamen die Sindelfinger (deren 3. Mannschaft) zu spüren: 4:0, prächtig, jetzt läuft es!

Zumindest läuft es in der Pause zur vierten Runde, gegen DEBIS Möhringen lief es jedenfalls nicht. Nur Kai, der mit 4 Punkten aus 5 Partien unser bester Mann war, punktete. Da kamen uns dann die Sindelfinger (diesmal die zweite) gerade wieder recht, dachten wir, aber diesmal wehrten sie sich. Ein mageres 2:2 ließ uns in der Schlussrunde auf Mannheim 2 treffen. Endlich gelang uns wieder ein Sieg (3:1), der uns mit 5:7 Punkten und 11,5 Brettpunkten den 16. Rang unter 26 Mannschaften einbrachte.

Die Brettbesetzung wurde vor der Anmeldung übrigens von den Spielern ausgewürfelt. Jeder hatte einen Wurf, die höchste Zahl bedeutete Brett 1, die niedrigste Brett 5, also Ersatzmann. Hätte man die Mannschaft nach Ingozahlen aufgestellt, so wäre kaum ein Unterschied festzustellen gewesen. Folglich lügen die Würfel nicht!

Da auch unsere Kollegen aus Berlin ähnlich schlecht abschnitten (Rang 11), überlegten wir in einem gruppendynamischen Brainstorming, woran es denn liegen könnte. Einhellige Meinung war, dass ohne Bölkstoff nichts gehen kann. Eine heftige Kritik an die Veranstalter, die vergaßen, Bier in das Getränkeangebot aufzunehmen.

Im folgenden Einzelblitzturnier konnten wir Gaggenauer ebenfalls nicht überzeugen, doch zuvor eine kleine Anmerkung zu einem Spieler, von dem keiner weiß, woher er stammt, der aber auf fast jedem Turnier teilnimmt. Normalerweise sollte man meinen, dass mit jedem Spiel die Erfahrung und somit die Spielstärke zunimmt. Nicht so bei unserem Freund. Jedesmal ziert er das Tabellenende, kein einziges Remis glückt ihm, und trotzdem ist er jedesmal dabei. Besessenheit? Erstaunlich bei ihm ist zudem, dass er niemals seinen Vornamen nennt, so ziert sein Nachname jedes Tabellenende und in Stuttgart belegte er als letzter Rang 84. Sein Name lautet übrigens Freilos.

Nun, neun Plätze vor Freilos kam Ralf Schubert über die Ziellinie. Ein Rang, der gefeiert gehört. Jeder Sport-, Gesangs- und Murmelverein feiert sein 75jähriges Bestehen, selbst die freiwillige Feuerwehr Michelbachs würde eine so runde Zahl wie 75 feiern. Ralf jedoch fand seinen 75. Platz nicht einer Feier würdig. Schade, wir hatten uns so auf ein Fläschchen Sekt gefreut. Wahrscheinlich lag Ralfs Fehler im Ausserachtlassen des Schweizer Gambits. Er gewann in der ersten Runde, was ihm gute Gegner und drei Nullen in Folge einbrachte. Runde 5 war ihm wieder ein Sieg wert und mit einem Remis in der Vorschlussrunde erreichte er seinen Endstand von 2,5 Punkten.

Werner Fritsch startete wie alle Gaggenauer (außer Ralf) mit einem Remis um in Runde zwei auf Kai Götzmann zu treffen, dem er unterlag. Ein Sieg in der dritten Runde bescherte ihm 4 starke Gegner aber leider keinen Punkt. Erst im Schlussspurt konnte Werner wieder überzeugen und besiegte seine Kontrahenten. 3,5 Punkte und Platz 68 waren der Lohn.

Kai Götzmann durfte in der ersten Runde ein Remis gegen Reinald Kloska vereinbaren, da man sich ja gegenseitig keine Punkte abjagen will. Das Remisangebot kam übrigens von Reinald, der vom Vorjahr noch genug hatte und nicht wieder gegen Kai alles verspielen wollte. Runde zwei bescherte ihm wieder einen Gaggenauer, wie bereits oben erwähnt. Nach der dritten Runde sah es so aus, als wollte Kai wieder ganz vorne mitmischen, denn er lag mit 2,5 Punkten unter den ersten zehn, dann folgte jedoch sein jäher Absturz. Ein einziger weiterer Punkt gestatteten ihm seine Gegner, so dass letztendlich magere 3,5 Punkte den 59. Rang bedeuteten. Kai, Kai, was war los mit Dir??

Positiv überraschend hingegen war Herbert Krzestans Abschneiden. Er startete verhalten mit 0,5 Punkten aus drei Runden (in Fachkreisen nennt man dies "Schweizer Gambit Extremus"), um in den folgenden sechs Partien seine Gegner aufzumischen und 4 Punkte zu holen. Sein 50%-Ergebnis wurde mit Platz 48 honoriert.

Bester Gaggenauer, wer hätte es bezweifelt, wurde (Anm. d. Red.: natürlich!) Reinald Kloska. Auch wenn der erzielte 13. Platz im Endklassement so ungefähr 12 Plätze hinter seiner Spielstärke liegt (wie die Red. versicherte), war Reinald ob seines Spiels zufrieden. Bis Runde 5 lief alles wunschgemäß und Reinald fand sich mit einigen anderen Spielern punktgleich auf Rang 1. Dann kam ein dicker Brocken und eine verdiente Niederlage in Runde sechs. Dieser schloss sich gleich ein weiterer, diesmal unnötiger Verlust an, denn Reinald ließ in ausgeglichener Stellung und mit ca. 2 Minuten Zeitvorteil, seinen König einfach so im Schach stehen. Was tat sein Gegner? Er schlug den blöden König - aus und vorbei! In der Schlussrunde wurde schnell remisiert, denn keiner der beiden konnte noch etwas erreichen.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass dies wahrlich nicht unsere beste Konzernmeisterschaft war, und dass es wohl auch nicht schlimmer werden kann. Zu beklagen sind zu den bereits am Anfang des Berichts erwähnten urlaubsbedingten Ausfällen, die Nichtteilnahmen weiterer guter Gaggenauer Spieler. Hoffentlich kann nächstes Jahr wieder auf sie gezählt werden.