Kassel - Ahhh, Kassel!

Oktober 1991

In Kassel schnupperten wir Gaggenauer mit dem vierten Rang im Mannschaftsturnier erstmals am Treppchen. Stuttgart holte den zweiten Sieg in Folge, musste aber im Einzelturnier dem Bremer Thomas Rundé den Vortritt lassen.

Endstand Mannschaftsturnier:

Endstand Mannschaft

Für Gaggenau I traten an (Brett 1 bis 4): Herwald Köhler (1 Punkt aus 7 Partien), Martin Pfenninger (0), Herbert Krzestan (4,5), Ralf Schubert (4), bei Gaggenau II spielten Joachim Dressler (5), Reinald Kloska (4), Kai Götzmann (4,5), Rolf Gräfinger (4).

In "Der fidele Randspringer", Ausgabe 6/1991, berichteten wir über das "Drumherum" wie folgt:

Die Konzernmeisterschaften 1991 in Kassel fingen für uns bereits sehr frühzeitig mit ungewisser Hotelankunft an. Bereits im januar hatten wir uns angemeldet (Freitag bis Sonntag), bis Mitte Juni erfuhren wir jedoch nichts über eine erfolgte Hotelbuchung. Als dann endlich unsere Zimmerreservierung bekannt wurde, konnten nur noch drei unserer Recken freitags Urlaub nehmen, so dass erst am Samstag früh abgefahren werden konnte und eine Umbuchung in Kassel nötig wurde. Doch, alles klappte noch rechtzeitig.

So fing aber der Samstag sehr früh für uns an, um 3:45 Uhr, also mitten in der Nacht, trafen wir uns in Kuppenheim zur Abfahrt in einem überlangen 250D. Die Fahrt an sich war angenehm, wenn man davon absieht, dass Martin Pfenningers Bein einschlief - der erste Grund für eine Rast und Zigarettenpause. Auch weiterhin lief es gut, ohne Stau und stockenden Verkehr, so dass wir nach nur 2¼ Stunden Farhtzeit im Kasseler Hotel einliefen.

Nicht in die Fahrtzeit eingerechnet sind die nätigen Päuschen für Zigaretten und die Frühstücksrast in einer ebensolchen Stätte. So waren wir also gegen 7:30 Uhr im Hotel und wollten unser Gepäck verstauen. Dass dies die erste größere Herausforderung war, konnte keiner ahnen. Dienst im Hotel hatte eine Aushilfskraft, der eventuell nicht bekannt war, dass sie sich in einem Hotel befindet. Jedenfalls dauerte es gut eine halbe Stunde, bis das Gepäck in einem Zimmer war. Die Zeit bis zum Turnierbeginn wollten wir für eine Stärkung im Hotel nutzen, was aber die zweite Tagesherausforderung war, denn "so etwas habe ich um diese Uhrzeit noch nie gemacht, ich kann nur das Frühstück machen", war die Aussage jener Hilfskraft.

Jetzt war Herwald Köhler's Zeit gekommen. Kurzentschlossen ergriff er die Initiative und besorgte einjedem die gewünschte Labe. Die Preise hierfür schienen allerdings gewürfelt, denn noch am gleichen Abend, als richtiges Personal anwesend war, waren die Getränke um einen hohen Prozentsatz billiger - oder lag es nur an der Tageszeit?

Schlussendlich fuhren wir zum Turnierortund trafen dort sofort unsere Freunde aus Berlin. Nach Anmeldung und kurzer Wartezeit konnte das Turnier pünktlich beginnen und, man höre und staune, der Turnierverlauf gestaltete sich ohne Pannen und Wartezeit - ein dickes Lob an Kassel!

Zum Turnierverlauf kommen wir später, jetzt zum weiteren Umfeld: Nach dem Turnier ging es wieder zum Hotel, um die Zimmer zu beziehen. Eine Hochzeitsgesellschaft hatte hier bereits angefangen zu feiern. Danach direkt zum Essenfassen in eine Mehrzweckhalle, in der wir die Schützen und Fußballer trafen und wo die Preisverleihung vorgesehen war. Eine gelungene Programmänderung (Essen vor Pokalvergabe) ließ uns die leeren Mägen sofort füllen. Auf die Siegerehrung musste allerdings lange gewartet werden, da die Bremer Fußballer, der Turniersieger, nicht anwesend waren.

Später, nach tatsächlich noch erfolgter Pokalvergabe und mehreren (unnötigen?) Dankesreden, machten wir uns auf den Weg gen Hotel. Dort konnten wir in Ruhe unter uns freiern - allerdings war die Ruhe vorbei, als etwas später die Berliner und der Kasseler Spartenleiter hinzukamen - dafür wurde um so mehr gefeiert! Schön war's, wir kommen wieder!

Ach, eine Rückfahrt gab es ja auch und da ist folgendes erwähnenswert: Unser Fahrer beschloss an einer Raststätte, einen kleinen Halt einzulegen. Jeder beschloss für sich, wie er diesen nutzen konnte. Kai meinte, er könne ja mal kurz auf's Örtchen. 15 Minuten nachdem er gegenagen war, schickten wir Martin hinterher. Es könnte ja sein, dass Kai irgendwie verrutscht ist und nun festklemmt. Weitere fünf Minuten tat sich nichts und wir wollten gerade den nächsten zum Nachsehen lossenden. In diesem Moment erblickten wir Martin, wie er forschen Schrittes zurückeilte und er verkündete gar Erstaunliches. Kai war auf dem Weg zu besagtem Örtchen, da fiel sein geschulter Blick auf einen Geldspielautomaten. Sofort sah er, dass der letzte Spieler an diesem Gerät ein sogenanntes Kronenspiel stehen ließ, was wiederum Kai veranlasste, sein Glück zu versuchen. Sofort investierte er 30 Pfennige, los ging's und das Glück war ihm hold. 120 DM holte er aus dem Gerät heraus und wir warteten 45 Minuten auf Kai.

Einzelblitzturnier:

In "Der fidele Randspringer", Ausgabe 7/1991 veröffentlichten wir folgenden Artikel zum Einzelblitzturnier:

Froh gelaunt und in bester Stimmung traten wir an. Diese gute Stimmung wurde allerdings gedämpft, als das Turnier auf magere 7 Runden Schweizer System angesetzt wurde. 7 Runden bei 52 Teilnehmern sind eindeutig zu wenig, was dem Zufall Tür und Tor öffnete. So belegte der Vorjahressieger Carstens aus Stuttgart Rang 3 ohne eine Chance auf eine bessere Platzierung, da er aufgrund einer Niederlage in der 2. Runde nur einen Gegner der am Ende 10 Bestplatzierten zugelost erhielt. So konnte er einerseits die vor ihm liegenden nicht direkt schlagen, andererseits bekam er über das ganze Turnier hinweg schwache Spieler zugelost, was sich in seiner Zweitwertung niederschlug.

Ein Blitzturnier mit 52 Teilnehmern nach Schweizer System muss mindestens 11 Runden haben, damit gewährleistet ist, dass mindestens die ersten fünf gegeneinander spielten.

Wie verlief das Turnier aus Gaggenauer Sicht? Teils gut, teils schlecht! Gut insofern, dass unter den ersten 11 Plätzen 4 Gaggenauer vertreten waren, schlecht, weil die bisher erreichten sehr guten Plätze der vergangenen Konzernmeisterschaften nicht wiederholt werden konnten.

Furios startete Kai Götzmann. Drei Siege in Folge, ein Remis, ein weiterer Sieg und nochmals ein Remis. Vor der Schlussrunde lag er auf Rang 2, er musste "nur" noch einmal gewinnen - Pech gehabt, er verlor gegen Thomas Runde und anstatt Konzernmeister zu werden rutschte er auf Rang 5 ab. Trotzdem, Kai wurde bester Gaggenauer. Auch ist zu bemerken, dass er in der dritten Runde Reinald Kloska schlug. Letzterer konnte sich trotz dieser und einer weiteren Niederlage (gegen Thomas Runde!) über Rang 6 im Endklassement freuen (oder ärgern).

Joachim Dressler komplettierte die Gaggenauer Bank mit dem Erreichen des 7. Platzes (ebenfalls 2 Niederlagen, jedoch nicht gegen Thomas Runde! Nicht zu vergessen ist das hervorragende abschneiden von Rolf Gräfinger, der mit 4,5 erreichten Punkten elfter wurde. Keinem anderen Werk gelang es, 4 Spieler unter den besten zu etablieren!

Weitere Gaggenauer Spieler landeten auf Rang 40, Ralf Schubert mit 2,5 Punkten, und Rang 42, Herbert Krzestan, ebenfalls 2,5 P.

Finale Einzel

Wieder mischte Tommy Rundé, Berlin, oben mit, diesmal gewann er sogar. Olaf Giel, Bremen, und Carstens, Stuttgart, tauchen ebenfalls wieder auf den vorderen Plätzen auf. Gaggenau liegt vereint auf Rang fünf bis sieben.

Warum aber "Ahhh, Kassel!"? Nun, Kassel war für uns Gaggenauer ein Erlebnis besonderer Art. Ein paar Anekdoten zur Kassel-Reise:

Für die Fahrt erhielten wir einen 8-sitzigen 250 Diesel. Jeder, der einen 250D von 1991 gefahren ist, weiß, zu was so ein Diesel, besetzt mit acht Mann, in der Lage ist. Am Berg muss man schon zum Schieben aussteigen. Dazu gesellten sich die komischen Blicke der anderen Autofahrer, als sie unser Vehikel erblickten ...

Obwohl in Kassel nach dem Turnier ein kleines Fest mit mehreren Sparten organisiert war, zogen wir uns recht früh in unser Hotel zurück - um dort richtig zu feiern! Zu uns gesellten sich die Berliner und, man höre und staune, der Kasseler Schachsparten-Leiter. Kai Götzmann leitete die Berliner vom Fest zum Hotel, vergaß dabei aber, dass er den Weg selbst nicht kannte. Trotzdem kamen sie an. Im Hotel fand im Nebensaal eine Hochzeit statt, von dessen Ende wir uns aber nicht beeindrucken ließen und weiter feierten. Das Ende der Feier läutete Tommy Rundé ein, indem er aussprach "Ich weiß, wann ich genug habe", sein halb volles Bierglas abstellte und fast zeitgleich unter dem Tisch verschwand.

Sprüche aus Kassel:
Kai Götzmann während des Einzelblitzturniers: "Tragt mich zum Brett, ich schlage alle!"
Kai Götzmann abends im Hotel zur Bedienung: "Fragen Sie nicht ob, sondern wie viele Biere Sie bringen sollen."
Herr Herzog, Spartenleiter Kassel, zu Herwald Köhler: "Reden Sie nur wieter, bis Ihnen etwas einfällt."
Kai Götzmann auf der Rückfahrt, nachdem er in der Raststätte 120 DM am Geldspielautomaten gewonnen hatte: "Bei der nächsten Tussi haltet Ihr an. Bei meinem Glück heute hat die bestimmt sieben Schwestern!"